Ende September reisten 36 Teilnehmende des inspired-Ideenwettbewerbs nach Berlin, um an der Berlin Valley Tour teilzunehmen. Drei Tage lang erwarteten sie intensives Coaching, Austausch auf Augenhöhe und direkte Einblicke in eine der bedeutendsten Startup-Szenen Deutschlands. Schon zu Beginn wurde deutlich, dass diese Reise mehr ist als ein dreitägiges Programm. Sie zeigte, wie viel Potenzial in MV steckt und wie wertvoll Räume sind, in denen junge Ideen wachsen können. 

Der Weg zur BVT beginnt im inspired-Ideenwettbewerb 

Für viele der Teilnehmenden begann diese Reise bereits Monate zuvor. Der Weg zur Berlin Valley Tour führt über den inspired-Ideenwettbewerb, ein landesweites Gründungsformat für Studierende, Forschende und wissenschaftliche Mitarbeitende an den Hochschulen in Mecklenburg-Vorpommern. In den lokalen Vorentscheiden an Standorten wie Rostock, Greifswald oder Wismar präsentieren die Teilnehmenden ihre frühen Ideen, testen erste Konzepte und erhalten fachliches Feedback, das ihnen hilft, ihren Ansatz zu präzisieren. Die überzeugendsten Projekte aus diesen lokalen Wettbewerben qualifizieren sich für die landesweite Runde, in der die stärksten Teams des Bundeslandes zusammenkommen. 

Dort stellen sie ihre weiterentwickelten Konzepte einer Jury aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik vor und erhalten professionelle Rückmeldungen, die den nächsten Entwicklungsschritt einleiten. Alle Teams, die diese landesweite Runde erreichen, werden zur Berlin Valley Tour eingeladen. Damit schließt der Wettbewerb eine zentrale Lücke: Er führt die Projekte aus dem akademischen Umfeld heraus in ein Ökosystem, in dem Unternehmertum täglich gelebt wird. 

Keynotes, die Orientierung geben 

Tag zwei der Tour begann mit Impulsen, die unmittelbar Wirkung zeigten. Arnas Bräutigam, Gründer von AddedVal.io und der startupdetector GmbH, führte in die frühen Phasen der Finanzierung ein und erklärte, wie Business Angels Entscheidungen treffen. Er machte deutlich, dass Mut, Klarheit und ein präziser Fokus in der Anfangsphase oft wichtiger sind als formal perfekte Präsentationsunterlagen. Sein Input eröffnete vielen Teams einen realistischen Blick darauf, wie Investoren denken und welche Faktoren tatsächlich zählen. 

Im Anschluss setzte Luisa Wendt einen anderen Schwerpunkt. Sie führte die Teilnehmenden in die Welt der nutzerzentrierten Innovation und zeigte, wie Produkte Relevanz gewinnen, wenn sie ein echtes Bedürfnis adressieren und nicht nur einer interessanten Idee folgen. Ihre Perspektive half vielen dabei, die eigene Lösung noch stärker aus Sicht der Zielgruppe zu betrachten. 

Ergänzt wurden diese Einblicke am Tag drei durch Startup Stories von OHA Ventures, vertreten durch Karl Hartmann und Luca Ohl, die offen darüber sprachen, wie dynamisch und fordernd sich Unternehmensentwicklung anfühlen kann, wenn ein Team wächst und neue Märkte erschließt. Thomas Paucker von JobUfo schloss daran an und berichtete praxisnah davon, wie unvorhersehbar Gründungsverläufe sein können und weshalb Anpassungsfähigkeit einer der wichtigsten Bausteine im Startup-Alltag bleibt. 

Coaching, das Türen öffnet

Zwischen diesen Impulsen zeigte sich der Teil der Tour, den viele als ihren größten Erkenntnisgewinn beschrieben: die Coachings. In konzentrierten Kleingruppen arbeiteten die Teams mit Expertinnen und Experten zusammen, die ihre Perspektiven aus gelebter Praxis einbrachten. Norman Nemitz, Lean-Startup-Coach, richtete den Blick konsequent auf Nutzerbedürfnisse und zeigte, wie sich Prototypen durch frühe Rückmeldungen entscheidend schärfen lassen. Andreas Voss führte die Teams durch die Struktur ihrer Geschäftsmodelle und half dabei, strategische Entscheidungen klarer zu verorten. 

Im Bereich Recht vermittelte Thomas Knüppel die Grundlagen, die jungen Projekten früh Orientierung geben und später Stabilität schaffen. Heiko Beyer machte steuerliche Entscheidungen verständlich und verdeutlichte, warum eine solide finanzielle Basis von Anfang an mitgedacht werden sollte. Parallel dazu arbeitete Jessica Brach an der Außenwirkung der Teams und zeigte, wie Marken Vertrauen bilden und wie Positionierung langfristige Richtung gibt. 

Ergänzend dazu brachten weitere Coaches zusätzliche Blickwinkel ein. Christian Wegner, Experte für Unternehmensbewertung, gab Einordnung zu operativen und vertriebsrelevanten Entscheidungen. Moritz von Grotthuss beleuchtete Wachstum und Bewertung aus Investorensicht und half dabei, unternehmerische Hebel realistisch einzuschätzen. Oliver Zigann stärkte die Teams im Bereich Vertrieb, während Luisa- Maria Wendt Impulse aus Strategie und Innovationsmanagement einbrachte. 

Dieser Mix aus Fachwissen, Erfahrungsnähe und offener Austauschkultur prägte die Stimmung in den Sessions. Die Teilnehmenden konnten jede Frage direkt adressieren, Unsicherheiten ansprechen und ihre nächsten Schritte im Dialog mit den Coaches klären. Viele beschrieben diese Momente als besonders prägend, weil hier aus Ideen greifbare Wege wurden. 

Einblicke in Unternehmen, die schon einen Schritt weiter sind 

Neben den Coachings und Keynotes eröffnete die Berlin Valley Tour den Teilnehmenden einen direkten Blick in den Alltag junger Unternehmen. Die Besuche bei EcoPals, neXenio, RoX Health und Second Ride machten sichtbar, wie vielfältig unternehmerische Wege sein können. Bei EcoPals wurde deutlich, wie nachhaltige Materialien Branchen verändern und neue Märkte formen. 

Bei neXenio erhielten die Teilnehmenden einen Einblick in ein Unternehmen, das digitale Lösungen aus der Forschung heraus entwickelt und erfolgreich in den Markt bringt. Das Team arbeitet an Softwareprodukten, die in sensiblen Bereichen wie Datenschutz, Identitätsmanagement und sicherer Kommunikation eingesetzt werden. Dazu gehört auch die Zusammenarbeit mit der culture4life GmbH, die im Sommer 2020 die während der Corona-Pandemie bekannt gewordene luca-App mitentwickelte. 

RoX Health veranschaulichte, was es bedeutet, Innovationen im Gesundheitsbereich strukturiert in einen regulierten Markt zu führen. Und bei Second Ride erlebten die Teams, wie aus einer Werkstattidee ein skalierbares Konzept entsteht, bei dem alte Simson-Mopeds zu modernen E-Fahrzeugen weiterentwickelt werden. 

Diese Einblicke machten Unternehmertum greifbar. Man sah Entscheidungen, die täglich getroffen werden müssen, Prototypen in verschiedenen Entwicklungsstufen, Tempo, Hürden und Fortschritte. Die Tour zeigte damit nicht nur die sichtbaren Ergebnisse, sondern auch den Weg, der ihnen vorausgeht. 

Netzwerke schaffen 

Ein großer Teil des Erlebens spielte sich zwischen den Programmpunkten ab. Gespräche im Zug, beim Abendessen oder auf dem Weg zum nächsten Start-up führten dazu, dass aus einzelnen Teilnehmenden eine Gruppe wurde. Alle arbeiteten an einem eigenen Projekt und wollten weiterkommen. Diese Offenheit schuf ein Gefühl von Gemeinschaft, das viele als besonders stärkend beschrieben. So entstand ein Netzwerk, das nicht geplant, sondern erlebt wurde und gerade deshalb langfristig trägt. 

Das sagen die Teams 

Um die Wirkung der Tour greifbarer zu machen, hat Beyond Peers drei Teams nach ihren Eindrücken gefragt. Ariana Kringel und Janne Markowski, die am Freizeit- und Tourismuspass Omja arbeiten, beschrieben die Zeit in Berlin als stärkend. Sie betonten, wie hilfreich es war, ein lösungsorientiertes Mindset kennenzulernen. Die Kultur des schnellen Testens und Weiterentwickelns nahmen sie direkt mit in ihre eigene Arbeit. Luisa Krieger, Gründerin des proteinreichen Kindercrackers RoBoLi, erlebte die Tour vor allem als persönlichen Entwicklungsschritt. Die Coachings halfen ihr, ihr Produkt konsequent durch die Augen der Eltern zu betrachten und eine klare Sprache dafür zu finden. Gleichzeitig gewann sie Sicherheit darin, ihre Rolle als Gründerin einzunehmen und ihr Projekt selbstbewusst zu vertreten. Für Patricia Silva Rocha, Entwicklerin einer modularen Trennwand aus Wabenpappe, war die Tour fachlich besonders wertvoll. Sie konnte Marktannahmen prüfen, Hinweise zur Skalierung sammeln und ihr Geschäftsmodell weiter schärfen. Der Austausch mit anderen Teams zeigte ihr, wie ähnlich viele Herausforderungen in der frühen Gründungsphase sind und wie hilfreich unterschiedliche Perspektiven sein können. 

Warum solche Formate für Gründerinnen wichtig sind

Unter den 36 Teilnehmenden der Berlin Valley Tour waren 13 Frauen. Dieser Anteil zeigt, dass weibliche Gründungstalente in Mecklenburg-Vorpommern sichtbar sind, aber weiterhin gezielte Förderung und Räume benötigen, in denen sie sich entwickeln können. Die Erfahrungen der interviewten Teams machen deutlich, wie wichtig Ermutigung, professionelle Begleitung und ein vertrauensvoller Rahmen für Gründerinnen sind. Formate wie die Berlin Valley Tour bieten ihnen nicht nur fachliche Orientierung und Zugang zu Expertinnen und Experten, sondern auch Netzwerke, die sie langfristig stärken. Sie unterstützen Frauen darin, ihre Ideen sichtbar zu machen, ihre Rolle als Gründerinnen klar zu formulieren und ihren Platz in der Startup-Landschaft aktiv einzunehmen.

Was bleibt

Die Berlin Valley Tour 2025 hat gezeigt, welches Potenzial entsteht, wenn Wissen, Praxisnähe und Austausch in einem kompakten Format zusammenkommen. Die Teilnehmenden aus Mecklenburg-Vorpommern kehrten mit geschärften Konzepten, klareren Entscheidungen und einem realistischen Bild davon zurück, wie sich Gründung in der Praxis anfühlt. Die Tage in Berlin boten ihnen Orientierung und halfen dabei, die nächsten Schritte für ihre Projekte fundiert zu planen.

Gleichzeitig wurde deutlich, dass die Region MV auf engagierte Talente trifft, die bereit sind, Verantwortung für ihre Ideen zu übernehmen. Die Tour hat ihnen Einblick in Arbeitsweisen vermittelt, die Gründung greifbar und umsetzbar machen. Sie hat gezeigt, dass Unternehmertum nicht mit fertigen Antworten beginnt, sondern mit der Bereitschaft, Feedback anzunehmen, Perspektiven zu wechseln und konsequent weiterzugehen. Genau dieser Impuls, kombiniert mit neuen Kontakten und einem gestärkten Selbstverständnis, macht die Berlin Valley Tour zu einem Format, das weit über die drei Tage hinauswirkt und Gründerinnen und Gründer in MV nachhaltig auf ihrem Weg unterstützt.

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